Schweriner Singakademie e.V.

Der Chor aus der Landeshauptstadt Schwerin

Chronik

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland ein neues, bürgerliches Musikleben. In den meisten deutschen Städten mit wachsender Einwohnerzahl entstanden Gesangsvereine und Liedertafeln.
So wurde 1814 ein "Musikalischer Verein aus Dilettanten" gegründet. Der später "Schweriner Gesangverein" genannte Chor traf sich ungefähr ab 1820 im Kirchnerschen Palais (heute Schleswig-Holstein-Haus). Der Erlös der 14tägig stattfindenden Abonnentenkonzerte wurde für wohltätige Zwecke gespendet.
Einen Höhepunkt in der Geschichte des Schweriner Gesangvereins stellte die Aufführung des Oratoriums "Paulus" von Felix Mendelssohn Bartholdy am 8. Juli 1840 mit 340 Mitwirkenden unter dem Dirigat des Komponisten dar. Zu dieser Aufführung im Dom zu Schwerin stellte der Schweriner Gesangverein die meisten Sängerinnen und Sänger.
Friedrich von Flotow war von 1855 bis 1863 Intendant des Hoftheaters in Schwerin. Er verpflichtete 1856 Georg Alois Schmitt als Kapellmeister. Dieser hatte neben der Einführung eines modernen Konzertbetriebes und der Aufführung großer Wagner-Opern ein außerordentliches Interesse an der Chorarbeit. Geprobt wurde im "Kasino", die Aufführungen fanden meist im Hoftheater statt.
Von 1890 bis 1898 trug der Gesangverein schon einmal den Namen "Schweriner Singakademie".
In der Folge arbeiteten bedeutende Dirigenten mit dem Schweriner Gesangverein, beispielsweise Hermann Zumpe und Max Reger.
1916 ist die erste Mitwirkung bei Opern nachweisbar. Bis zum 2. Weltkrieg gehörten vor allem die Bach-Passionen, das Brahms-Requiem, Beethovens IX. Sinfonie, "Die Schöpfung", "Der Messias" und vieles mehr zum festen Repertoire des Gesangvereines und wurden regelmäßig zu Gehör gebracht.
Mit Ausbruch des Krieges kam das Musikleben in Schwerin praktisch zum Erliegen. Nach Kriegsende 1945 gründeten vor allem ehemalige Mitglieder des Schweriner Gesangvereins den neuen Konzert- und Extrachor des Staatstheaters Schwerin. Der Extrachor probte und konzertierte bis in die siebziger Jahre meist unter der Leitung der Chordirektoren des Mecklenburgischen Staatstheaters. Trotz einsetzender Ideologisierung (Aufführungen des "Karl-Marx-Memorial Op. 44" von Helge Jung, "Requiem für Lenin" Hans Eisler) nahm der Chor die Einstudierung und Aufführung der großen Oratorien von Bach, Brahms, Beethoven, Mozart, Schubert, Haydn wieder auf. 1951 wurde die "Carmina Burana" von Carl Orff erstmalig in Schwerin aufgeführt. Aber auch bei Opernaufführungen unter später weltberühmten Dirigenten wie Kurt Masur und Klaus Tennstedt, die zu dieser Zeit in Schwerin wirkten, waren Mitglieder des Extrachores beteiligt.
Mit dem Bestreben, auch die Chorsinfonik in die öffentliche Pflege des kulturellen Erbes einzubeziehen, wurden in den siebziger Jahren in verschiedenen Städten der DDR Singakademien gegründet oder wieder ins Leben gerufen. So gründeten 1977 in Schwerin der damalige Chordirektor Edgar Hykel und Hartmut Haenchen, Generalmusikdirektor des Mecklenburgischen Staatstheaters, unter Einbeziehung des Extrachores des Theaters die Schweriner Singakademie neu.
Im Verlauf ihres fast 40 jährigen Bestehens hat die Schweriner Singakademie in verschiedenen Gruppierungen gewirkt, mit Kinderchor, Knabenchor, Kammerchor und großem Chor. Höhepunkte des Wirkens waren unter anderem Oratorienaufführungen im Konzerthaus Berlin, im Petersdom zu Rom und in der Thomaskirche zu Leipzig. Zahlreiche Konzertreisen führten den Chor durch das In- und Ausland, beispielsweise nach Ungarn, Polen, Estland und in die Tschechoslowakei, nach dem Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland 1990 auch nach Italien, Schweden und in die Niederlande. Eine Vielzahl von Konzerten und Reisen wurde besonders durch freundschaftliche Beziehungen zur Vogtland-Philharmonie und zum Ensemble Camerata Nova Szczecin möglich.
Seit 1991 ist die Singakademie ein gemeinnütziger Verein und Mitglied des Verbandes Deutscher Konzertchöre (VDKC). Zweimal, 1996 und 2000, war die Singakademie in Schwerin Gastgeber der Tage Deutscher Konzertchöre.
Besondere Förderung erfuhr die Singakademie zwischen 2003 und 2012 durch das Wirken von Matthias Foremny als Generalmusikdirektor der Staatskapelle Schwerin. Unter seiner Leitung wurden z.B. "König David" von Arthur Honegger und das Verdi-Requiem aufgeführt.
Bis auf wenige Ausnahmen wird seit 1946 jährlich zum Jahreswechsel im Staatstheater Schwerin die IX. Sinfonie von L. v. Beethoven aufgeführt, bei der Sängerinnen und Sänger unseres Chores immer wieder gern mitwirken.