Volker Müller
Reichenbach.
Neue Musik stößt in Reichenbach auf offene Ohren. Der erfreuliche Umstand hat sich längst weit über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Eine solch begeisterte Aufnahme allerdings, wie am Sonntagabend in der nahezu restlos gefüllten Trinitatiskirche am Postplatz im Zentrum der Stadt geschehen, fand ein bislang unbekanntes Stück wohl nur selten. Es gab Bravos und lang anhaltenden Beifall im Stehen. Nun, das Stück, das vorgestellt wurde, war nicht brandneu. Felix Mendelssohn Bartholdy schrieb seine Sinfonie-Kantate „Lobgesang“ für die am 25. Juni 1840 in der Leipziger Thomaskirche stattfindende Vierhundertjahr-Feier der Buchdruckerkunst. Das Auftragswerk wurde von der Fachkritik nicht gerade in den Himmel gehoben. Unter anderem deshalb, weil es Mode geworden war, Mendelssohn zu den mittleren Talenten zu rechnen. Nicht zu bestreiten ist, dass der „Lobgesang“ Interpreten mit Fingerspitzengefühl braucht.